„Wolke’s Horse Paradise“ – Am Anfang stand ein Versprechen

„Eine Welt voller Liebe“ werde ich begrüßt, als ich die Website „Wolke’s Horse Paradise“ aufrufe. Dass diese Worte nicht nur ein leeres Versprechen, sondern gelebte Realität sind, erlebe ich bei meinem Besuch auf dem gleichnamigen Gnaden- und Reiterhof mitten in der Wüste bei Hurghada.

Der Tod von Luises Stute Wolke war der Auslöser für Leas Vision

Die Geschichte beginnt 2018, als Wolke, das Pferd von Leas kleiner Tochter Luise an einer Kolik stirbt. Der Stallbesitzer hatte die junge Frau kurz und bündig per WhatsApp informiert. Lea, die sich sofort auf den Weg macht, findet nur noch eine leere Box. Sie sucht nach Wolke und enteckt die Stute in der Wüste. Ein Stallbursche hatte den Auftrag bekommen, sie dort hinzuführen. Bei ihrer Ankunft ist es bereits zu spät. Wolke bricht vor ihren Augen zusammen und alles Zureden hilft nicht mehr. Sie hat keine Kraft mehr zum Aufstehen. Lea kann nichts tun, außer bis zuletzt bei ihr zu sein. In diesen schlimmen Minuten gibt sie der geliebten Stute ein großes Versprechen: Einen Ort für Pferde zu schaffen, an dem diese ein glückliches Pferdeleben führen können. Wolkes trauriges Ende ist der Anfang einer Vision, die inzwischen Wirklichkeit ist.

Die Harmonie zwischen Menschen und Tieren ist spürbar

Zusammen mit ihrem Mann Mido, der sein Motto „es gibt keine Problempferde“ immer wieder unter Beweis stellt, und ihrer Freundin Carina, die als gelernte tiermedizinische Fachangestellte für die medizinische Betreuung zuständig ist, hat Lea ein Paradies nicht nur für Pferde geschaffen. Bei meinem Besuch treffe ich auf drei Menschen, die ihre Liebe zu Tieren leben und auch im Umgang miteinander eine herzerwärmende Harmonie ausstrahlen.

Momentan leben 35 Pferde und einige Esel, sowie ein paar Schafe, Ziegen und Hunde auf dem Hof. Neben den eigenen Tieren, gibt es Dauergäste in Mietboxen. Das großzügige Gelände hat für alle Bedürfnisse den richtigen Platz zur Verfügung. Tiere, die nach ihrer Rettung noch Ruhe brauchen, sind in geräumigen Paddocks untergebracht. Verträgliche und gesunde Pferde sowie Esel stehen im Offenstall.

Zum Wohl der Tiere und der Reiter werden ausschließlich Privattouren angeboten

Als wir mit unseren Getränken gemütlich im Schatten sitzen und uns unterhalten, kommt Mido von einer Reittour an den Strand zurück. Ausritte mit Wolke’s Horse Paradise werden weder in Hotels noch von Touristenbüros angeboten. Bewusst hat sich Lea schon mehrmals gegen solche Angebote entschieden, denn sie will ihre Pferde nicht zum Schnäppchenpreis arbeiten lassen.

„Wenn wir mit Büros zusammenarbeiten, wird ein Ritt für 15 Euro in der Stunde verkauft. Wir bekommen davon nur ein paar Prozent. Das kostet alleine schon das Kraftfutter, das wir unseren Tieren geben, wenn sie auf Tour gehen“, so erklärt Lea. „Wir leben ausschließlich von eigener Werbung mittels unserer Homepage, unserer Präsenz in den Social Medias und von Mundpropaganda. Unsere vergleichsweise hohen Preise sind so kalkuliert, dass wir sowohl unseren Tieren eine artgerechte Haltung garantieren können als auch unsere Gäste durch guten Versicherungsschutz absichern. Vom Futter über die medizinische Betreuung bis hin zum Equipment tun wir alles, dass unsere Vierbeiner optimal versorgt sind.“ Zum Schutz der Tiere würden sie – so leid es ihnen tue – auch nicht jeden aufs Pferd lassen. „Wenn wir sehen, dass jemand zu schwer ist, müssen wir leider einen Ritt ablehnen. Das fällt uns nicht leicht, aber wir sind für unsere Tiere verantwortlich.  Ihre Gesundheit steht an erster Stelle. Da können wir keine Kompromisse machen!“ Eine klare und auch unbequeme Haltung, die jedoch erneut zeigt, dass es diesen Menschen, nicht um Publicity und schon gar nicht um Profit geht, sondern um die – in ihrer Obhut - lebenden Tiere.

Nach seiner Rettung hat auch dieser hoch betagte und erblindete Esel noch ein geruhsamen Lebensabend.

Mit dem Kairo-Projekt helfen sie vor Ort und geben den ärmsten Tieren das Gnadenbrot

Untrennbar mit Wolke' Horse Paradise verbunden ist das Kairo-Projekt. Regelmäßig machen sie sich auf den Weg nach Gizeh. Dort helfen sie Pferden und Eseln, die - oft bereits am Ende ihrer Kräfte -  Touristen von den Parkplätzen zu den Pyramiden tragen müssen. Mit medizinischen Hilfsmitteln, hochwertigen Reit- und Kutschausrüstungen sowie Futter unterstützen sie einige Anbieter vor Ort. Lea erklärt: „Es gibt durchaus Pferdebesitzer, die ihre Tieren gerne besser versorgen möchten. Ihnen fehlen schlichtweg die finanziellen Mittel dafür. Diesen Menschen helfen wir gerne, um den Pferden und Eseln ein besseres Leben zu ermöglichen. Jedes Mal, wenn sie in Gizeh sind, finden sie allerdings auch Tiere, die sie freikaufen müssen. Offene Wunden, die von ungepolsterten Sätteln herrühren, und kaputte Beine sind für die Halter keine Gründe, die Tiere ausruhen zu lassen. Sie müssen oft bis zum Umfallen arbeiten. „Die Schuld liegt in erster Linie bei den Touristen“, sagt Lea. „Wie überall regelt die Nachfrage das Angebot. Es kann sich nur etwas ändern, wenn keiner mehr diese Dienste in Anspruch nimmt.“

Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg, der finanziert werden muss. Wer in Hurghada einen Ausflug hoch zu Ross machen möchte oder auch einfach die Menschen und Tiere von „Wolke’s Horse Paradise“ kennenlernen möchte, ist jederzeit herzlich willkommen. „Wir freuen uns über interessierte Besucher. Es ist super, wenn sich jemand erst anschaut, wie unsere Tiere leben und ob unsere höheren Preise gerechtfertigt sind.“

Die ausführliche Geschichte, genaue Infos zum Kairo-Projekt und zu Patenschaften, sowie alle Touren und Preise findest du auf

www.wolkes-horse-paradise-hurghada.de

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