
Schon beim ersten Blick auf die Anlage des Animal Care Centers Hurghada geht mir das Herz auf. Hier ist ein Platz, wo Straßenhunde nicht nur mit dem Nötigsten versorgt werden, sondern an dem sie artgerecht gepflegt werden und – viele wahrscheinlich zum ersten Mal im Leben – die Zuneigung bekommen, die sie verdienen. Ich habe sowohl in Deutschland als auch im Ausland schon einige Tierheime gesehen, dieses jedoch schafft es sogar bei mir, dass ich ins Schwärmen gerate.



Der Grundstein wurde vor fünf Jahren gelegt
Cici, die Leiterin des Tierheims, ist aus Deutschland und lebt seit 23 Jahren in Ägypten. Seitdem engagiert sie sich im Tierschutz – früher bei einer anderen Organisation, seit fünf Jahren nun im Animal Care Center, das sie ins Leben gerufen hat. Zusammen mit einigen deutschen Helfern sowie ägyptischen Pflegern sorgt sie nicht nur für lebensnotwendige Voraussetzungen wie Futter und medizinische Versorgung. Sobald es der Gesundheitszustand der Hunde erlaubt, arbeitet das Team auch täglich und regelmäßig mit ihnen. Die Schützlinge, die nicht mehr auf die Straße zurück können, werden an die Leine gewöhnt, Gassi geführt und artgerecht beschäftigt.


Physiotherapie im Pool und ein bisschen Agility
„Unser Hunde-Schwimmbecken wird vor allem im Sommer von den Hunden gerne zur Abkühlung benutzt“, so Cici. „Außerdem ist es ein wertvolles Hilfsmittel bei den Tieren, die auf Grund von Knochenverletzungen auch von einer Physiotherapeutin behandelt werden.“ Der Pool - voll funktionstüchtig und auch aufgefüllt - ist bei unserem Rundgang zwar gerade unbenutzt, beeindruckt aber, wie das gesamte Gelände, durch seine Sauberkeit. Nebenan auf dem kleinen Agility-Platz trainiert ein Teammitglied mit einem Rüden. Cici erklärt uns: „Damit die Hunde nicht nur im Zwinger oder Freigelände sind, „arbeiten“ wir auch mit ihnen. Sie sollen einfach ein bisschen beschäftigt sein und wenigstens ein paar Grundkommandos wie ,Komm! Sitz! Platz‘! etc. lernen.“

Diese Hündin hat auf Grund von Räude ihr gesamtes Fell verloren.
Jeder Hund hat seine eigene traurige Vergangenheit
Cici kennt die Namen aller ihrer Schützlinge und erzählt uns von einigen die – immer – traurige Geschichten. Da ist etwa eine Hündin, die das Team vor ein paar Tagen aus dem zugemüllten Garten einer Deutschen rausgeholt hat. „Die Besitzerin, die unter Alkoholproblemen leidet, war völlig überfordert mit ihren Tieren. Die Hündin hier leidet schlimm an Räude und ist völlig abgemagert“, erzählt sie. „Sie wird nun in unserer Räude-Station aufgepäppelt und behandelt.“ Dazu gehöre, dass sie jeden dritten Tag mit einem speziellen Shampoo gewaschen oder eingeölt werden müsse, sowie alle paar Wochen eine Tablette gegen die Parasiten bekomme.
Neben der Räude-Station gibt es einen Quarantäne-Bereich, in dem die Neuzugänge ihre ersten Tage verbringen und eine Krankenstation, in denen kranke Tiere ihren Platz haben, die Ruhe brauchen.

Inzwischen ist die Hündin, die eine tiefe Wunde am Hals hat, auf dem Weg der Besserung.
Die Gedankenlosigkeit der Menschen verursacht häufig schreckliche Qualen
In der Krankenstation macht uns Kiki auf einen Golden Retriever aufmerksam und zeigt uns eine tiefe Wunde an seinem Hals. Verletzungen wie diese seien leider keine so große Seltenheit. „Kinder spielen mit den Welpen auf der Straße und binden ihnen ein Seil oder Plastik um den Hals. Wenn sie genug haben, gehen sie einfach und lassen den jungen Hund mit dem „Halsband“ zurück“, schildert die Tierschützerin. Was dann passiert, sehen wir bei diesem Goldie. Das Tier wächst, der Strick nicht - und so „fressen“ sich die Teile tief ins Fleisch ein.
Kastrationen sind das A und O, um das Leid zu lindern
Ein besonders wichtiger Aspekt der Vereinsarbeit liegt darin, möglichst viele Hunde zu kastrieren. Das Team fährt in verschiedene Stadtteile Hurghadas, sammelt dort Tiere ein und bringt sie in die Sust Orphan Clinic Hurghada (Sust) zur OP. Bis die Fäden gezogen sind, bleiben die Patienten im Center, wo sich liebevoll um sie gekümmert wird. „Tiere, die keine Krankheiten haben, werden danach wieder in ihre Straße zurückgebracht“, erklärt Cici.


Auch für das Rudel vor der Anlage wird gesorgt
Für Hunde, die lange bei ihnen bleiben müssten und daher schwer wieder im alten Rudel integrierbar seien, gäbe es eine andere Lösung. In der Wüste vor dem Center ist ein freilebendes Rudel, das mit schattenspendenden Unterständen, Futter und Wasser versorgt wird. Schritt für Schritt werden die Schützlinge, die nicht mehr in ihr Stadtviertel zurückkönnen, integriert. Cici sagt: „Wir können das natürlich nicht mit allen machen, obwohl das Leben in der Wüste vor unserer Tür eigentlich sicherer und besser für die Tiere ist.“ Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Hier haben sie ihre Ruhe, werden mit allem Nötigen versorgt und nicht misshandelt. Auch die Gefahr, dass sie vergiftet werden, bestehe nicht. Und ein paar Streicheleinheiten bekämen die Hunde auch – sowohl von den Team-Mitarbeitern als auch von Besuchern. Falls sich jemand in einen dieser Hunde verliebe, könnten auch diese Tiere vermittelt werden.



Spenden und Hilfe jeder Art sind willkommen
Das Gelände in der Wüste hat Cici gekauft sowie die Bebauung und Gestaltung der gesamten Anlage finanziert. Monatlich fallen hohe Kosten an: Futter, Medizin, Kastrationen und andere Operationen außerhalb der Sust Orphan Clinic Hurghada, die Gebäude sowie auch die ägyptischen Pfleger – all dies muss bezahlt werden. Einen kleinen Teil finanziert die Orga durch Einnahmen als Tierpension, andere Gelder kommen von der Schweizer Susi Utz-Stiftung und durch Spenden. Da das Animal Care Center Hurghada in Deutschland als gemeinnütziger Verein gemeldet und anerkannt ist, können Spenden auch von der Steuer abgesetzt werden. „Wir freuen uns über jede Unterstützung – egal ob in Form von Geld- oder Sachspenden und auch sehr über jede helfende Hand. Wer Lust hat, bei uns mitzuarbeiten, ist jederzeit willkommen“, betont Cici. Wer sich finanziell regelmäßig und dauerhaft engagieren wolle, könne dies auch in Form eine Patenschaft für einen oder mehrere Hunde tun. Auf diese Weise würden die monatlichen Kosten - je nach Höhe des Betrags - ganz bzw.zum Teil mitgetragen.

Ein ganz normaler Tag im Leben eines Menschen mit einem großen Herz für Tiere
Inzwischen sind fast zwei Stunden vergangen und es ist nach 13 Uhr. Cici wird nun zur Arbeit fahren. Bis 17 Uhr arbeitet sie täglich bei Seawolf Diving Safari. „Nach dem Job komme ich wieder hierher, damit meine Helfer und Angestellten Schluss machen können. Danach fahre auch ich nach Hause“, sagt sie. Dort gehe es am Computer weiter.
In Deutschland haben wir bereits ein tolles Team zusammen gestellt, mit dem gemeinsam die Homepage und Social Media-Kanäle gepflegt, Anfragen von Interessenten für Adoptionen beantwortet, Papierkram und vieles mehr erledigt werden.
Wir verlassen das Animal Care Center mit dem Wunsch bald wiederzukommen. Wer mehr über die Arbeit, Aktionen und Adoptionen erfahren möchte, findet alle Infos auf der Website des Vereins unter
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