Ein riesengroßes Herz - nicht nur - für Katzen

Ein normales Mehrfamilienhaus in einer Seitenstraße von Sheraton ist die Heimstätte von Paws of Hope Shelter - einem Refugium für Katzen - und unser Ziel. Hier beherbergt Emad in einem Appartement mit großer ausbruchssicherer Terrasse sage und schreibe 150 Samtpfoten. Die ägyptische Tierschützerin holt uns mit einem strahlenden Lächeln vor dem Haus ab und begrüßt uns mit einer Herzlichkeit, die auf den ersten Blick zeigt, dass wir zu Gast bei einem ganz besonderen Menschen sind.

Die behinderten Tiere bewegen sich wie selbstverständlich unter den gesunden

Als wir die Wohnung im 1. Stock betreten, werden Kathi und ich sofort von Samtpfoten  umringt. Vom langhaarigen Perser bis hin zur normalen Hauskatze ist alles vertreten.  „Ich habe momentan 150 Tiere hier“, erklärt uns Emad. „Sehr viele von ihnen sind krank oder behindert.“ Von Dreibeinern über blinde Tiere bis hin zu Gehörlosen gibt sie allen die nötige  Fürsorge und Pflege. Wie gut Tiere mit Handicaps zurecht kommen, zeigt sich auf beeindruckende Weise. Die Katzen mit Einschränkungen sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen und erst bei näherem Hinsehen von den gesunden zu unterscheiden. Alle wirken  entspannt und bewegen sich völlig normal.

Auf Emads Entschuldigung, dass es gerade nicht so sauber sei, kann ich nur entgegnen, mir sei gerade genau das Gegenteil durch den Kopf gegangen. Dafür, dass hier so viele Tiere leben, ist alles pickobello und es gibt nichts zum Nase rümpfen. Die Wohnung ist voll und ganz auf die Bedürfnisse der Stubentiger eingerichtet. Überall stehen Kratzbäume, Schlafplätze und natürlich Katzentoiletten. Auch diese sind sauber.

Zehn Kilo Hühnerfleisch sind nur ein Teil des täglichen Bedarfs

Emad geht kurz in die Küche, denn: „Es ist gerade Fütterungszeit, deshalb sind die Tiere auch so unruhig.“ Auf meine Frage, wie viel und was sie denn täglich an Essen benötige, erklärt sie: „Ich koche jeden Tag zehn Kilo Hühnerfleisch und mische dazu ein Kilo Reis. Zusätzlich steht immer Trockenfutter bereit. Das macht auch noch täglich sechs Kilo aus.“ In der Küche mischt sie in einem großen Behälter die Tagesration und verteilt Huhn mit Reis auf verschiedene Futternäpfe.

Neben ihren besonderen Schützlingen kümmert sich die Ägypterin auch um Straßenkatzen und füttert ebenso einige Hunde. „Meine eigenen Tiere sind natürlich alle kastriert“, so Ehmad. Darüber hinaus versuche sie auch Streuner operieren zu lassen. Ihr ist klar, dass die Unterbindung der unkontrollierten Vermehrung Priorität vor allen anderen Aufgaben hat und sie handelt danach.

Tierschutz kostet viel Geld - Einzelpersonen wie Emad haben schwer zu kämpfen

Wie bei vielen Tierschützern ist die Finanzierung natürlich ein großes Problem.   Das eigene Geld reicht bei weitem nicht aus.  Einige Tierfreunde unterstützen sie mit Sach- und auch Geldspenden.  Emad berichtet: "Liebe Menschen bringen mir Futter, Streu für die Katzentoiletten oder andere nützliche Dinge vorbei. Ohne finanzielle Unterstützung geht es aber trotzdem nicht." Bei den Klinikkosten sei sie mit 52000 EGP im Rückstand erzählt sie und zeigt mir die Auflistung. "Für Kastrationen und Notoperationen muss ich zwar nicht bezahlen, aber die Kosten für die Nachversorgung mit Medikamenten muss ich selber tragen".

Ob dreibeinig, einäugig oder blind - die Katzen kommen gut mit ihren Behinderungen zurecht.

Die Schutzgebühren bei Adoptionen decken nur einen kleinen Teil der Unkosten

Auch Emad vermittelt Katzen  nach Europa oder Kanada. Mit den Schutzgebühren für diese Adoptionen verdient sie - wie alle Tierschützer - kein Geld, aber sie decken wenigsten einen Teil der Unkosten. Emad zeigt uns eine wunderschöne Schildpatt-Katze. Sie gehört zu den Glücklichen, die ein gutes Zuhause gefunden haben und  wird in den nächsten Tagen nach Spanien ausreisen. „Die meisten Interessenten besuchen mich persönlich und suchen sich das neue Familienmitglied aus“, erzählt sie uns. „Ich versuche immer möglichst viele Katzen reisefertig zu haben. Das geht jedoch natürlich nicht mit allen. Falls sich jemand für ein Tier entscheidet, dass noch nicht alle nötigen Papiere hat, wird das so schnell, wie möglich, nachgeholt.“

Während unseres Besuchs ist eine Deutsche, die seit vielen Jahren in Hurghada lebt, mit ihren zwei Teenager-Töchtern da. Wir unterhalten uns und die Frau erzählt, dass sie ein paar Hunde und auch Katzen hätten. „Da gerade eine unserer Katzen gestorben ist, wollen wir nun wieder einem oder auch zwei Katzenbabys eine Chance auf ein schönes Leben geben. Wegen unserer Hunde können wir allerdings immer nur Jungtiere zu uns nehmen, die sich problemlos mit den Hunden vertragen.“ Die Mädchen haben die Qual der Wahl, denn es gibt einige Babys und alle sind wunderschön und zum Verlieben.

Kätzinnen mit Kitten werden zum Schutz die ersten Wochen separat gehalten

Nach einer kurzen Stippvisite findet das Kleine alleine wieder in die sichere Box zurück.

Die ganz Kleinen und kurz vor der Geburt stehende Muttertiere hält Emad zum Schutz in Einzelboxen. „Damit die Kitten und die Mamas genug Ruhe haben, bleiben sie die erste Zeit abgesondert. In den Käfigen sind sie sicher vor den anderen.“ Ein rotes Tiger-Baby hat sich, während Emad gerade das Futter verteilt, auf Entdeckungstour begeben. Klein wie es ist, kann es zwischen den Gitterstäben durchschlüpfen und wackelt ein bisschen vor der Box herum. Es dauert aber nicht lange und die Babykatze findet ohne Hilfe wieder zu Mutter und Geschwisterchen in die Box zurück.

Von Angst oder Unsicherheit ist hier nichts zur spüren

Egal, ob Perserkatze oder ganz normaler Stubentiger - bei Emad sind alle willkommen.

Wie entspannt die Tiere sind, bekommen wir ständig zu spüren. Als ich neben einem der Kühlschränke stehe, springt mir eine Jungkatze auf die Schulter und möchte gar nicht mehr von mir lassen. Auch auf Kathis Schulter macht es sich ein Frechdachs bequem. Eine andere Samtpfote spielt mit den Fransen meines Kleides. Diese Katzen haben Vertrauen zum Menschen, lassen sich gerne Streicheln oder auch auf den Arm nehmen.

Nach ungefähr einer Stunde verlassen wir Emad und ihre Stubentiger wieder. Die Frau mit ihren Töchtern ist immer noch da. Zu schwer ist es eine Entscheidung zu treffen, welche Kätzchen künftig zur Familie gehören sollen.

Wer mehr über Emad erfahren, sie unterstützen oder eine Samtpfote adoptieren will, findet sie und ihre Schützlinge auf Facebook: