Wasser und Strom – keine selbstverständlichen Kostbarkeiten

Veröffentlicht am 24. August 2023 um 12:34

Die Monate Juli und August bedeuten auch für viele Ägypter Urlaubszeit. Wer es sich leisten kann, fährt ans Meer - je nach Geschmack in die Ferienorte am Bahr Abiat* oder Bahr Ahmar**. Hurghada gehört sicher zu den beliebtesten Zielen und beherbergt im Hochsommer viel mehr Menschen als in den übrigen Monaten. Neben den Hotels sind auch die Ferienwohnungen in dieser Zeit meist ausgebucht

Wie nicht anders zu erwarten, bedeutet dieser Ansturm eine große Belastung für das Stromnetz sowie die Wasserversorgung. Zwar sind mittlerweile die meisten Häusen an städtische Leitungen angeschlossen, allerdings fließt das Wasser nicht täglich rund um die Uhr, sondern nur zu bestimmten Zeiten. Unterirdische sowie Tanks auf den Dächern werden zu den Lieferzeiten befüllt, damit die Haushalte versorgt sind.

Jeder weiß es, aber vergisst es im Alltag: Wasser ist kostbar

Normalerweise funktioniert das gut, obwohl leider viele Menschen nicht gerade sparsam mit dem kostbaren Nass umgehen. Die vergangenen Wochen haben unangenehm ins Gedächtnis gerufen, wie wertvoll dies, meist als selbstverständlich angesehene, Gut ist.

Menschen brauchen Wasser. Viele Menschen brauchen viel Wasser. Wenn dann auch noch ein Defekt in einer Hauptleitung dazukommt, sind Engpässe die logische Folge. Fast drei Wochen haben wir das zu spüren bekommen. Wegen der Knappheit erfolgte die Wasserlieferung nur noch einmal in der Woche. Die Folge: Viele Haushalte hatten nach ein paar Tagen kein fließendes Wasser mehr. Auch wir waren drei Mal betroffen und saßen jeweils zwei bis drei Tage auf dem Trockenen. Der 1000 Liter Tank auf dem Dach, den wir uns bis dahin mit einer anderen Wohnung geteilt hatten,  war leer und das große Reservoir unterm Haus ebenfalls.

Um Engpässe, die schon mal ein paar Stunden wegen Bauarbeiten vorkommen können, zu überbrücken, haben wir immer zwei 10 Liter Flaschen mit Wasser vorrätig. Dieses Mal mussten wir allerdings aufstocken. Sechs solcher Behälter und zusätzlich zwei große Eimer halfen uns, über die Runden zu kommen. Wir hatten dennoch mehr Glück als viele andere. Da die Mieter zweier Appartements nicht da waren, konnten wir unsere Reserven aus diesen – derzeit – ungenutzten Tanks auffüllen. Dazu noch Trinkwasser aus dem Supermarkt, das wir normalerweise nicht benötigen, weil wir eine eigene Filteranlage in der Küche haben.

Not macht erfinderisch

So sparsam wir auch in normalen Zeiten mit Wasser umgehen, diese Tage haben uns gezeigt, dass es auch mit noch viel weniger geht, wenn es sein muss:

Kochen: Trinkwasser aus der Flasche verwenden. Das ist hier für viele Alltag, denn wer keine Filteranlage besitzt und überängstlich ist, macht das immer so.

Geschirrspülen und Putzen: Etwas Wasser und ein bisschen Spülmittel ins Becken, danach überm Eimer klarspülen. Dieses dann später zum Putzen verwenden. Funktioniert ganz gut und war für uns kein großes Drama.

Duschen:  Ein Eimer vor der Kabine, ein Becher zum Rübergießen und ganz wenig Duschgel. Kein Wellness-Erlebnis, aber du fühlst dich wenigstens wieder frisch.

Toilette: Mit Flasche oder Eimer den Wasserkasten befüllen und spülen wie immer - oder auch nicht jedes Mal. Soweit so gut! In diesen Tagen auf alle Fälle die unangenehmste aller Einschränkungen.

Mehr Glück als die meisten anderen Haushalte

Und weil ein Unglück bekanntlich selten allein kommt, gab es genau in der Zeit der Wasserknappheit auch Probleme mit der Stromversorgung. Davon war allerdings ganz Ägypten betroffen. Ungefähr zwei Wochen lang kam es immer wieder zu Ausfällen. Teilweise wurde der Strom in den verschiedenen Stadtteilen alle paar Tage für zehn bis 20 Minuten abgestellt. Bei uns waren es jedoch nicht ein paar Minuten, sondern fünf bzw. sechs Stunden - und dies jedes Mal, kurz vor oder nach dem Wasserproblem. Gerade bist du noch so glücklich, weil du endlich wieder nur den Hahn aufdrehen musst - und dann gehen die Lichter und der Ventilator aus. Wir dürfen jedoch nicht jammern: Da wir im fünften Stock mit großer Terrasse leben, weht bei uns meist eine kleine Brise durch die Wohnung. Wir sind wahrscheinlich der einzige Haushalt in Hurghada, bei dem die Klimaanlagen nie laufen. Wenn es sehr heiß ist, genügt ein Ventilator, um nicht schwitzen zu müssen. Bei uns war es daher immer erträglich, normale Wohnungen dagegen haben sich in den Stunden ohne Elektrizität in Saunas verwandelt.

Gott sei Dank sind inzwischen beide Probleme - toi, toi, toi - behoben. Da unser Vermieter drei neue Tanks installiert hat, sind wir auch sehr zuversichtlich, dass wir so schnell nicht mehr auf dem Trockenen sitzen. Dazu kommt,dass in den meisten Ländern die Sommerferien inzwischen (fast) vorbei sind und auch die ägyptischen Urlauber weniger werden. So pendelt sich der Wasser- und Stromverbrauch auch wieder auf ein normales Maß ein.

Gelernt haben wir jedenfalls eines: Ohne Strom ist unangenehm - ohne fließendes Wasser ist richtig ......übel!

 

*Weißes Meer ist die Bezeichnung für das Mittelmeer

** Rotes Meer