
Nicht schön, aber wichtig - die ersten Impftermine
Die Infektion mit dem Parvovirus ist eine der häufigsten Todesursachen bei Welpen. Heute noch gesund und kräftig, können infizierte Tiere in kurzer Zeit daran sterben. Der Erreger verursacht starken Durchfall, der durch Flüssigkeitsverlust zu Dehydrierung und meist zum Tod führt. Hunde, die in sicherer Umgebung aufwachsen, werden normalerweise mit acht Wochen geimpft. Bei unseren Schützlingen ist eine Immunisierung jedoch mit bereits sechs Wochen ratsam. Da ich Polly nicht alle Babys auf einmal wegnehmen will, habe ich zwei Termine in der Bluemoon Klinik vereinbart - für Freitag, 26. April und Sonntag, 28. April.


Für den ersten Arztbesuch wähle ich Amal und Amun aus - zwei kräftige Rüden, sowie Isis und Cleo - die beiden kleinsten vom Wurf und Mädchen. So soll der Arzt einen schon mal einen Gesamteindruck bekommen. Besonders Amal protestiert lautstark bereits während der Autofahrt, denn das Eingesperrtsein in der Box gefällt ihm gar nicht.
In der Bluemoon Klinik werden wir von Doktor Boshra betreut, einem sehr netten Arzt. Damit Amals Winseln aufhört, kommt er als Erster dran. Die Angst ist groß, aber Dr. Boshra nimmt sich viel Zeit und untersucht ihn erst einmal gründlich, aber auch sehr vorsichtig. Ein kleiner Snack wird auch gebracht, aber um den anzunehmen ist der Stress - wie sich bei allen vier Patienten zeigt - dann doch zu groß.
Auf meine Frage, wie er den Gesundheitszustand des kleinen Rüden beurteile, antwortet er: "Ganz außergewöhnlich gut! Der Kleine ist in bester Verfassung." Damit aber nicht genug, er hakt noch einmal nach: "Leben die Welpen wirklich auf der Straße oder bei dir zu Hause?" Da ist es wieder, dieses Glücksgefühl, das all die Sorgen, schlechten Erlebnisse und den Ärger mit Tierhassern vergessen lässt.


Nachdem der Tierarzt alle vier Babys untersucht und geimpft hat, steht fest: Alle sind kerngesund und in ihrer Entwicklung weiter als üblich. Ermutigt davon, schildere ich ihm die schlimmen Ereignisse der letzten Wochen und unsere Angst, dass den Kleinen wieder ein Unheil geschehen könne. Schließlich erkläre ich ihm, dass ich einen sicheren Platz auf einer Ranch gefunden habe, wo sie in Sicherheit seien und stelle die entscheidende Frage: "Meinst du, dass wir sie nächste Woche schon dort unterbringen können? Ich weiß, dass ist zu früh, aber was ist das geringere Übel?" Dr. Boshra überlegt nicht lange: "Da die Hunde in so einer hervorragenden gesundheitlichen Verfassung sind, könnt ihr das verantworten. Auch psychisch droht ihnen kein Schaden, weil sie zusammen bleiben und dort auch weiterhin von erwachsenen Hunden sozialisiert werden. In diesem besonderen Fall ist es in Ordnung!"

Als wir zurück sind und ich die Welpen auslade, begutachtet Polly alle Boxen genau. Kaum sind die Kleinen wieder frei, ist der Stress des kleinen Ausflugs auch schon vergessen. Sie stürzen sich zusammen mit ihren Geschwistern sofort auf ihre Mama und holen sich ihr erstes Abendessen.
Wieder Grund zur Freude und die zweite Parvo-Erstimpfung
Am Sonntag gibt es wieder eine gute Nachricht. Kathi hat Amuns zukünftiges Herrchen - Mohamad - auf der Straße getroffen. Er hat berichtet, dass er die Rasselbande mehrmals besucht habe und sich entschieden habe, zwei Hunden ein Zuhause zu geben. Wieder eine Sorge weniger und ein weiterer Racker gut versorgt. Nun sinde es also "nur" noch fünf für die ich Adoptanten brauche. Fünf Plätze innerhalb von fünf Monaten - das muss ich schaffen!

Kathi und ich freuen uns riesig, dass auch dieser Arzt fassungslos ist. Zur Frage, ob diese Hunde wirklich auf der Straße leben würden, kommt eine weitere dazu: „Habt ihr die Hunde geduscht, bevor ihr zu uns gekommen seid?“
Mehr können wir uns nicht wünschen und auch die Menschen nicht, die unseren Schützlingen ein gutes Zuhause geben wollen. Zeigt es doch auch, dass auch Streuner eigentlich in guter gesundheitlicher Verfassung sein können. Wenn wir uns nur ein bisschen um die Tiere kümmern - und andere sie einfach in Ruhe lassen würden, muss das Leben auf der Straße nicht der blanke Horror sein.

Wieder bekommen wir lieben Besuch


Gabi (links) und Alex bei den Welpen. Alle bekommen ihre Streicheleinheiten, was Menschen und Hunde gleichermaßen genießen.
Bereits vor ein paar Tagen haben Gabi und Alex für die Welpen gespendet und am Montag schaffen sie es auch die Welpen zu besuchen. Es ist jedes Mal schön, die Menschen auch kennzenzulernen, die täglich mitfiebern und die Tierliebe auch wirklich leben. Mir geht auch immer wieder das Herz auf, wenn ich sehe, wie viel Freude unsere Besucher mit den Hunden haben. Alle sind von den Zuckerschnuten begeistert und würden sie natürlich am liebsten mitnehmen. Auch für die Babys ist es wichtig, andere Menschen kennenzulernen und gute Erfahrungen zu machen. Was aber fast noch schöner ist: Pollys grenzenloses Vertrauen in uns. Sie aktzeptiert Fremde, die wir mitbringen. Sie bleibt nicht nur in der Nähe, sondern legt sich sogar völlig entspannt dazu.

Umzug zu Faraq auf drei Etappen



Am Dienstag fahre ich zu Faraq, um das Gehege anzuschauen. Spontan entscheide ich, dass ich Amal und Isis mitnehme, damit wir auch sehen können, wie sein Rudel auf die Kleinen reagiert. Der Platz, den er hergerichtet hat, ist richtig schön geworden und es ist vor allem so herrlich sauber. Kein Müll, kein Dreck - sauberes Stroh und Sand, sowie große Wasserschüsseln, in denen die Welpen sich auch abkühlen können, wenn sie wollen, stehen zur Verfügung.
Seine Hunde halten noch eher Abstand und verziehen sich nach kurzer Begutachtung wieder. Faraq holt uns zwei Stühle ins Welpen-Gehege, wir trinken Kaffee und unterhalten uns. Bruder und Schwester erkunden anfangs vorsichtig die neue Umgebung, dann spielen sie ein bisschen und schließlich schlafen sie friedlich ein.
Da alles so problemlos läuft, entscheiden wir, dass die Beiden gleich dableiben und ich die anderen in den nächsten zwei Tagen bringe.


Ein bisschen Melancholie und ganz viel Erleichterung
Auch der Umzug an den beiden folgenden Tagen verläuft problemlos. Mit Kathi zusammen bringe ich Mittwoch und Donnerstag unsere kleinen Schützlinge in ihr neues Zuhause. Sie freuen sich immer, wenn wir kommen und wir bleiben immer ein paar Stunden bei ihnen, um ihnen beim Spielen zuzuschauen. Nach dem Toben, suchen sie sich gemütliche Plätzchen und schlafen.
Am Donnerstag kommt allerdings auch etwas Melancholie auf. Es ist schon ein komisches Gefühl, dass sie jetzt weg sind. Auch Polly sucht sie noch, obwohl sie nicht mehr so viel Zeit bei ihnen verbracht hat. Bei uns überwiegt aber die Freude und Erleichterung, dass nun alle in Sicherheit sind und wir nicht mehr täglich um sie bangen müssen.


