
Bis heute begegnet dir Horus im ägyptischen Alltag. Sein linkes Auge – das Mondauge – soll den bösen Blick abwenden und vor Unheil bewahren. Kein Wunder also, dass du es häufig als Talisman an Ketten oder anderen Souvenirs siehst. Sogar Egypt Air verwendet das Symbol als Logo und auch viele Nil-Schiffe sind damit bemalt. Die ihm geweihte Tempelanlage in Edfu gehört nicht zu den größten antiken Stätten in diesem Land, beeindruckt aber durch ihren guten Zustand. Hier sollen sich Horus und Seth einen ihrer größten Kämpfe, im Dauerstreit um die rechtmäßige Herrschaft, geliefert haben. Der Sage nach konnte bei diesem Duell der Falkengott den Sieg heimtragen.


Wir machen einen Tagesausflug nach Edfu, das ca. 80 km südlich von Luxor liegt. Da wir auf Slowseeing eingestellt sind, nehmen wir nicht die Schnell-, sondern eine kleine Landstraße, die uns durch die Dörfer führt. Die Fahrt dauert deshalb mehr als zwei Stunden, aber für uns ist auch heute der Weg bereits Teil des Ziels.

Vor der Besichtigung ein Tee mit den Taxifahrern
In Edfu brauchen wir einige Zeit, bis wir zur Ausgrabungsstätte kommen, denn die Beschilderung lässt zu wünschen übrig. Mit GPS wäre es kein Problem, wir benutzen aber an diesem Tag mal die alte Methode und fragen uns durch. Am Tempel ist nicht viel los. Nur ein Reisebus steht am Parkplatz und einige Taxifahrer und Touristenführer warten auf Kundschaft. „Hey dinja! Eh lach bar? Braucht ihr eine Führung durch den Tempel?“, werden wir, weil Mahmoud sofort als Einheimischer identifiziert wird, auf arabisch begrüßt. Daraus entwickelt sich wie immer ein Gespräch. Tee wird uns angeboten, wir sitzen ein bisschen im Schatten und unterhalten uns - Mahmoud auf arabisch, ich in meinem Kauderwelsch aus arabisch-englisch-deutsch.


Da unser Hund Aspro dabei ist und die Temperaturen tagsüber auch im November zu hoch für einen längeren Aufenthalt im parkenden Auto sind, kann nur ich die Anlage besuchen. Mahmoud und Aspro bleiben bei Tee und Wasser zurück.

Ohne Gedränge spaziere ich alleine über das Gelände und schau mir den Tempel und die Überreste der antiken Stadt an. Während beim Karnak- und Luxor-Tempel die Ausmaße und Weitläufigkeit beeindrucken, sind es im Horus-Tempel tatsächlich die vielen guterhaltenen Details. Die Hieroglyphen-Inschriften zählen zu den größten Sammlungen aus griechisch-römischer Zeit in Ägypten und werden unter der Leitung des deutschen Ägyptologen Dieter Kurth seit den 80er Jahren in einem Langzeitprojekt übersetzt.
Nach einer guten Stunde bin ich mit meiner Tour durch. Inzwischen ist es Mittag und wir machen uns auf dem Heimweg nach Luxor. Unseren Plan Kom Ombo ebenfalls einen Besuch abzustatten, ändern wir kurzfristig. Auch dieser Doppeltempel wird bei unserem nächsten Aufenthalt in Oberägypten noch da sein und auf uns warten.
Eintritt: 300 EGP
Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 17 Uhr
Alle Angaben ohne Gewähr